Die historischen europäischen Kampfkünste entwickelten sich über Jahrhunderte, als Blütezeit kann das späte Mittelalter (15. Jahrhundert) bezeichnet werden. Als Quelle gelten die überlieferten Fecht- und Ringhandschriften des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Diese Schriften offenbaren ein komplexes Allkampfsystem in dem unterschiedliche Waffen in Gebrauch waren. Durch die Entdeckung des Schwarzpulvers und der Entwicklung der ersten tragbaren Schusswaffen verschwanden die Kampfkünste rund um Blankwaffen allmählich.
Auch wenn heute von den in Europa praktizierten Kampfkünsten nur noch museale Waffensammlungen und historische Fechtbücher erhalten geblieben sind und wir somit über eine nicht tradierte Kunst sprechen, erlebt HEMA gerade eine neue Blütezeit. Immer mehr Gruppen, Vereine und Menschen widmen sich der Rekonstruktion des Systems von Johannes Liechtenauer anhand historischer Glossare und Fechtbücher. HEMA Seminare zu den unterschiedlichsten Waffengattungen werden angeboten, Fechtschulen (eine Art Wettkampf mit Workshops) abgehalten und die ersten internationalen Verbände sind entstanden. Auch das Turnier- bzw. Wettkampfwesen wird immer beliebter und in unterschiedlichen Fachforen wird über Interpretationen und Quellenauslegungen diskutiert. Dank moderner Schutzausrüstungen ist eine sportliche Rekonstruktion und Erprobung fast aller Techniken gefahrlos möglich.
Er reiste viel in die damaligen europäischen Länder und analysierte unterschiedliche Fechtstile um daraus einen eigenen Stil zu entwickeln. Da fast alle Quellen zu diesem Fechtstil aus dem deutschsprachigen Raum kommen, wird dieser Stil oft als deutsche Schule bezeichnet. Auch heute noch widmen sich viele Vereine und Gruppen der Rekonstruktion des Kampfstils von Johannes Liechtenauer anhand historischer Glossare und Fechtbücher von Lew, Lecküchner, Döbringer, Ringeck, Danzig, Speyer, Talhoffer, Meister Ott und anderen.
Das Konzept lässt sich in einigen wenigen Regeln zusammenfassen:
1. Greife ihn an, sobald du ihn erreichen kannst, damit er dich nicht angreifen kann.
2. Gewinne den Vorschlag, indem du eine ungedeckte Stelle angreifst und dann greife ständig eine andere ungedeckte Stelle an, damit er dich nicht angreifen kann.
3. Wenn die Schwerter kreuzen, dann lass ihn nicht von dem Schwert kommen, sondern greife ihn weiter an.
Das ganze Konzept ist also ausgesprochen offensiv und aggressiv. Es ist schnörkellos und auf Effizienz reduziert. Gefochten wird mit unterschiedlichen Waffen oder auch waffenlos (Ringen). Zu den Hauptwaffen gehören Dolch, Messer, Langes Schwert und Stangenwaffen. Ab ca. 1500 wird der Stil durch Einflüsse aus Italien und Spanien sowie durch Einsatz neuerer Waffen (Rapier) verändert bzw. modifiziert.
Den alten Meistern war wohl auch bewusst, dass niemand allein aus diesen Büchern die komplexe Fechtkunst erlernen konnte. „Ein Mann kann den Kampf durch Sprechen und Schreiben nicht so klar erklären, wie mit den Händen unterrichten und darstellen.“ (1389 COD.MS.3227A J. Liechtenauer)
Das älteste erhaltene Fecht-Manuskript von einem anonymen Autor stammt von ca.1295, das sogenannte Towerfechtbuch (I.33), und befasst sich vor allem mit dem Schwert und Buckler. Eine sehr vollständige chronologische Auflistung der bekannten Fechtbücher ist bei WIKTENAUER zu finden.Wenn man aber die Tatsache berücksichtigt, dass Europa vom Fall Roms bis zur Renaissance von einer kriegerischen Elite regiert wurde, wäre es überraschend wenn die Kampfkünste nicht zu einem hohen Grad der Effizienz entwickelt worden wären, lange vor dem Erscheinen des ersten überlebenden Fechtbuchs um das Jahr 1300.
Konkret verwenden wir bei Dreywunder u.a. folgende Quellen:
MS 3227a | MS Dresd. C. 487 | MS Germ. Quart. 2020 | COD.44.A.8
CGM 1507 | CGM 582 | COD.MS.PHIL.62 | JEU DE LA HACHE | MS49.III.20.N.21
MS KK5012
Ein Teil dieses Codex (aktuell ca. 50%, Tendenz steigend) ist auch für die Öffentlichkeit zugänglich. Weitere Inhalte sind zunächst nur für Vereinsmitglieder vorbehalten, wir arbeiten aber kontinuierlich daran mehr und mehr Informationen über historisches Fechten hier für alle zu publizieren. Aktuell sind u.a. folgende Themengebiete in unseren Codex verankert: Fechtmeister, Hinweise und Leitfäden, Schutzausrüstung, Waffen, Langes Schwert, Messer, Dolchkampf, Kampfringen, Stange, Mordaxt, Zweihänder, Harnischkampf, usw…
Was sind Huten, Mensur oder Blößen? Für uns historische Fechter eine Selbstverständlichkeit, aber für Nicht-Fechter und auch für Anfänger des historischen Fechtens können Fachbegriffe für Verwirrung sorgen.
Dabei entstand ein immer stärker werdender Wunsch nach einer zentralen Anlaufstelle für alle Begrifflichkeiten rund um HEMA. Möglichst einfach in der Gestaltung, mit weiterführenden Themen, ggf. mit Quellenhinweisen und natürlich sollte das ganze jederzeit und für alle kostenlos zur Verfügung stehen.
HEMA-CODEX.DE
HEMA-GLOSSAR.DE
Wir fechten nach Vorlage historischer Quellen aus dem 14.-15. Jahrhundert. Unser Training basiert auf der Fechttradition Lichtenauers, welche Ihren Ursprung im 14. Jahrhundert hat und in den Schriften seiner Nachfolger wie Sigmund Schining ein Ringeck, Peter von Danzig, Paulus Kal, Hans Talhoffer und anderer überliefert ist. Konkret verwenden wir aktuell u.a. folgende Quellen:
- MS 3227a
- MS Dresd. C. 487
- MS Germ. Quart. 2020
- COD.44.A.8
- CGM 1507
- CGM 582
- COD.MS.PHIL.62
- JEU DE LA HACHE
- MS49.III.20.N.21
- MS KK5012
Jein. Unser Unterricht bei Drey Wunder basiert auf mehreren sogenannten Leitfaden (Curriculum). In unserem Curriculum sind alle Informationen und Hinweise versammelt, die für das Trainings wichtig sind und das ganze basiert auf einer Struktur und Idee des „Tres-Gradus-Methodus“. (Drei-Stufen-System) Dennoch ersetzt dieser Leitfaden unter keinen Umständen ein regelmäßiges Training oder die Anleitung eines qualifizierten Trainingsleiters. Kampf- und Kriegskunst nur aus Büchern lernen zu können ist eine Illusion.